oben: Cyril Frei (Deputy Schweiz), Stefanie Zbinden, Nicole Ospelt (Liechtenstein), Daniel Rutschmann, Arnaud Maret (Leader Schweiz)
unten: Robert Meier (Leader Liechtenstein), Sijing Huang, Fabian Jin, Henning Zhang, David Rusch, Fabian Keller (Deputy Liechtenstein)
Tag 1 (Ankunft und Einfindung)
Nachdem wir unseren gut zwölfstündigen Flug überstanden hatten, wurden wir sogleich von der schwülen Hitze Hong Kongs erschlagen, was jedoch kaum unsere Vorfreude auf die bevorstehende IMO zu schmälern vermochte. Durch das Trainingscamp in Ljubljana waren wir gut vorbereitet und da fünf Sechstel des Schweizer Teams bereits an der IMO 2015 waren, mangelte es uns auch an Erfahrung nicht. Was jedoch eine viel grössere Rolle spielte als Aussicht auf potentiellen Erfolg, war die Tatsache, dass wir in der Metropole Hong Kong mathematische Ferien verbringen durften.
Da die IMO noch nicht offiziell begonnen hatte, quartierten wir uns für eine Nacht in ein Hotel ein, wo wir einen sensationellen Ausblick auf Hong Kong geniessen durften. Bevor wir jedoch ans Schlafen denken konnten, mussten wir zuerst die Umgebung (eine Shopping Mall) und die kulinarische Seite Hong Kongs erkunden. Unter anderem galt es, den berühmt-berüchtigten Perlenmilchtee zu probieren, ein Getränk mit schwarzen Gelatinekugeln, welche es im weiteren Verlauf der IMO auch zustande brachten, dass manch einer das Gesicht verzog. Wir rundeten den Tag mit einem Abendessen ab, bei dem die Gerichte (die man sich in Hong Kong teilt) leider nicht ganz so schnell gekommen sind, wie wir sie verputzt haben.
Tag 2 (Opening Ceremony)
Am Morgen versammelten wir uns, ganz nach Schweizer Manier, um Einiges zu spät in der Eingangshalle unseres Hotels, wo wir unseren Guide, Kewinsa, kennen lernten. Mit einem Car ging es zu unserer neuen Unterkunft an der Hong Kong University of Science and Technology (HKUST), wo wir unseren Badge erhielten und auch sonst ziemlich reich beschenkt wurden: Einen Rucksack, ein Becher, der nicht umkippt, Essensgutscheine und vieles mehr durften wir neuerdings unser Eigen nennen. Leider bekamen wir kaum Zeit, in unseren neuen Reichtümern zu baden, sondern fuhren gleich weiter zur Opening Ceremony.
Nach etlichen Reden, wovon eine zu unserer Begeisterung auf Kantonesisch gehalten wurde, einigen musikalischen Beiträgen und einem inspirierenden Kurzfilm war auch unsere Sternstunde gekommen: Wir durften uns wie die andern 108 Länder (ausser Jamaica, welches offenbar den rechtzeitigen Flug verpasst hatte) auf die Bühne stellen und einen Applaus empfangen, welcher allerdings um einiges leiser ausfiel als denjenigen, den wir danach für Team Liechtenstein (aka Nicole) starteten. Im Anschluss daran durften wir noch ein wenig in der Halle verweilen, wo fröhlich der IMO-Song vor sich hin dudelte, welcher uns in den folgenden Tagen nicht mehr aus dem Kopf gehen wollte.
Tag 3 (Erste Prüfung)
Kaum hatten wir uns an das Leben in Hong Kong gewöhnt, stand sie auch schon vor der Tür: Die erste Prüfung. Für erstaunlich kurze viereinhalb Stunden sassen wir in der riesigen Halle an unserem Platz und versuchten, Dreiecke zu bändigen und in einem n*n-Quadrat für Gleichberechtigung unter den Buchstaben I, M und O zu sorgen. Dies gelang uns auch grösstenteils gar nicht schlecht. An diesem Tag unternahmen wir nicht mehr viel, denn es galt, sich die Kräfte für die zweite Prüfung aufzusparen.
Tag 4 (Zweite Prüfung)
Auch die zweite Prüfung bot viele spannende Aufgaben: Eine duftende Menge zu bilden, zwei sich nicht schneidende Polynome mit Nullstellen von 1 bis 2016 zu konstruieren oder Frösche kollisionsfrei auf Geraden herumhüpfen zu lassen. Während wir beim Tüfteln die eine oder andere Einsicht hatten, kam den Aufsehern und Organisatoren der IMO auch eine sehr wichtige Erkenntnis: Ein einziges Männer-WC reicht nicht für die paar Hundert Teilnehmer aus. Die Konsequenz war zumindest für einige von uns ein paar unangenehme und unproduktive Minuten. Das hielt uns jedoch nicht davon ab, die eine oder andere Aufgabe zu lösen. Schlussendlich verliessen wir den Prüfungssaal mit mehrheitlich guten Gefühlen und konnten in vollen Zügen das Abendprogramm geniessen: Eine „Cultural Night“, an der es chinesische Tänzer und Gaukler zu sehen und Drachenbärte zu degustieren gab. Besonders freuten wir uns auch über Kartensets mit Mathematikern und Aufgaben darauf, mit denen wir uns (als hätten wir noch nicht genug in diese Richtung getan) auch noch ein wenig beschäftigten.
Tag 5 (Exkursion 1)
Um die vorherigen Tage etwas aufzulockern, ging es für uns am fünften Tag nach Disneyland. Wir genossen die zahlreichen Achterbahnen, Shows und Kulissen und vergassen so die Prüfung schnell wieder, während sich unsere Leader mit ebendieser (und den teilweise schlecht aufgeschriebenen Lösungen) quälten. Am Abend stand die „Movie-Night“ auf dem Plan. Der (mathematische) Film vermochte allerdings nicht, alle zu fesseln: Der eine oder andere Zuschauer schlief dabei ein.
Tag 6 (Exkursion 2)
Auch am nächsten Tag stand eine Exkursion an. Dieses Mal ging es zuerst auf den Hausberg Hong Kongs, den Victoria Peak mit dem Peak Tower, welcher auch auf dem IMO-Logo zu finden ist. Von dort durften wir eine super Aussicht auf Hong Kong geniessen (zumindest wäre es eine super Aussicht geworden, wenn es nicht so bewölkt gewesen wäre). Als nächstes ging es zum Stanley Market, einem... naja... Markt, welchen wir uns auf Empfehlung unseres Guides allerdings nicht gross anschauten. Stattdessen machten wir einen kleinen Abstecher in den angrenzenden Mini-Naturpark. Die letzte Station unserer Exkursion war das St. Stephen’s College, eine christliche Schule mitten in Hong Kong, mit der wir irgendwie noch weniger anzufangen wussten als mit den anderen Sehenswürdigkeiten. Um unsere gute Unterhaltung trotzdem zu gewährleisten, versuchten wir relativ erfolglos, einem Österreicher das Schweizerdeutsch beizubringen.
Auch an diesem Abend stand eine Cultural Night an. Dieses Mal konnte man sich in traditionellen Spielen Hong Kongs, wie beispielsweise einem Schiebepuzzle oder …Twister… versuchen und dabei tolle Preise ergattern. Wir wechselten aber schon bald den Raum und spielten das Würfelspiel Bluff mit dem slowenischen Team.
Tag 7 (Closing Ceremony)
Es hatte sich kaum wie eine Woche angefühlt, da war die IMO auch schon fast wieder vorbei und die Closing Ceremony stand auf dem Programm. Auch an dieser Festlichkeit durften wir uns einige Reden anhören. Die Musik fehlte auch nicht: Wir durften einer Guggenmusik lauschen (und zusehen), die zwar falsche Töne spielte, dies aber mit einer tollen Performance zu überdecken verstand. Danach wurden die Medaillen vergeben. Fürs Schweizer Team hiess es: Einmal Silber und vier Mal Bronze. Das zweitbeste Resultat in der Geschichte der SMO! Das war ein Grund zum Feiern, was wir mit gleich zwei Festmählern auch taten. Das eine war offiziell, mit guter Unterhaltung zwischen den Gängen (beispielsweise einer ziemlich fetzigen Mundharmonika-Band). Das andere war privat, eher ungeplant und der Tatsache verschuldet, dass wir noch einen imposanten Vorrat an Essensgutscheinen besassen.
Auch wenn die IMO nun offiziell vorbei war, weigerten wir uns, Hong Kong schon so früh zu verlassen. Wir übernachteten in einem Luxushotel, in dem jeder seine eigenen 1.5 Quadratmeter Platz hatte und entdeckten die Stadt am Tag auf eigene Faust. So schlenderten wir durch den Grossstadtdschungel, verbrachten einen ganzen Tag am Meer, besuchten einen Markt, versuchten uns in einem Escape Room, assen echtes Fondue Chinoise und genossen unsere Zeit, die wir so schnell nicht mehr vergessen würden.