10. April:
Mehr oder weniger pünktlich traf sich die Schweizer Delegation am Check-In der Turkish Airlines in Zürich für das anstehende Abenteuer in der Türkei. Nach dem Verzehren des selbstgemachten Kuchens, den Stefanie für die Teilnehmenden mitgebracht hatte, hoben wir schon bald ab und landeten, nach einem Aufenthalt am etwas chaotischen Atatürk-Flughafen in Istanbul, sicher und voller Erwartungen in Antalya. Mit einem kleinen Bus, der extra für uns organisiert wurde, reisten wir dann weiter ins rund 30 Kilometer entfernte Belek ins Hotel Resort Belconti (ein typisches Resort vom Schlag "All-inclusive" an der türkischen Riviera, das sich selber grosszügigerweise 5 Sterne verlieh). Bei der schnell abgehandelten Registration trafen wir auf Büşra Erdoğan, unsere Deutsch sprechende und etwas nervöse Guide. Die Zimmer waren schnell bezogen und so reichte es denn auch noch knapp für ein etwas windiges, aber doch sehr angenehmes Mittelmeer-Fussbad im Mondschein, das den ersten Tag gelungen abrundete.

 

11. April:
Das Morgenessen, wie auch alle anderen Essen, war an einem Buffet mit grosser Auswahl, die allerdings die ganze Woche gleich blieb. Immerhin musste niemand auf Zwieback ausweichen. Dann begann die Opening Ceremony. Die Reden waren von erträglicher Länge, im Gegensatz zum abschliessenden Tanz.

Nach einer Runde Versteckis sowie einigen Flügen und Abstürzen von Leader und Deputy observte der Observer das Team ausnahmsweise, anstatt wie sonst vorauszulaufen – wenn auch nur gestellt. Ansonsten liessen wir uns Postkarten kaufen und abholen und liessen uns das Mittagessen schmecken. Am Nachmittag begannen wir, unterschriebene Postkarten zu schreiben und zu verschönern. Nachher gingen wir noch zum Meer. Schlussendlich wurde es ein nasser und weiter Spaziergang, bei dem wir entdeckten, dass das Nachbarhotel die besseren Wasserrutschen hatte.

Später erklärte Büşra uns, was sie über Ablauf und Regeln der Prüfungen wusste, und wir erklärten ihr, was wir besser wussten. Glücklicherweise fand sich stets ein Verantwortlicher, der es auch besser wusste. Nach dem Abendessen bemerkten Andreas und Marco plötzlich, dass sie noch an ein Jury-Meeting mussten – dort fanden sie eine grosse Menschenansammlung vor der deutschen Übersetzung...

12. April:
Der erste Prüfungstag. Top motiviert standen wir auf, frühstückten und waren pünktlich 3⁄4 Stunden vor Beginn der Prüfung beim Prüfungssaal. Büşra führte uns schön im Gänsemarsch hinein. Unsere Laune war noch gut. Doch dies änderte sich, als wir die Prüfung durchlasen. Viereinhalb Stunden Zeit für die drei Aufgaben. Okay, die erste Stunde machte ich noch etwas. Die zweite? Vielleicht zehn Minuten. Die dritte? Ich ging mal auf die Toilette. Die letzte halbe Stunde? „Are you ok?“ – „Yeah sure“ wurde ich beim Fast-Einschlafen erwischt. Wohl zu lange den Sekundenzeiger der Uhr beobachtet... Das Ergebnis war dann, wie es kommen musste: alle zusammen insgesamt 5 von 84 möglichen Punkten. Da das Ergebnis vorhersehbar war, gingen wir an diesem Nachmittag trotz aufmunternder Worte von Andreas und Viviane Frustschwimmen. Ist auf jeden Fall besser als Frustessen, da es sogar noch Kalorien verbraucht. Die Wasserrutschen waren super, Barbara, Stefanie, Andreas und ich hatten viel Spass darauf, vor allem auf der breiten, da rutschten wir zusammen runter.

Auch Beachvolleyball spielten wir noch am Abend, und zwar Schweizer Team mit Guide gegen andere. Wir hatten viel Spass. Auch das Meer war toll, vor allem Annalena war fasziniert. Am Abend hatten Annalena und ich trotz schlechtem DJ und Techno-Musik ein wenig Spass in der Disco, obwohl es da erst ab dem nächsten Tag so richtig abging. Ins Bett gingen wir dann auch irgendwann mal, schliesslich hatten wir am nächsten Tag nochmals eine Prüfung, und da möchte ich nicht nochmals beim Einschlafen erwischt werden...

13. April:
Der zweite Prüfungstag stand in einem guten Zeichen: Viviane entkam dem Morgenjogging und einer Belagerung, Andreas schaffte es, uns noch vor der Prüfung zu sehen, obwohl er verschlafen hatte, und unser Teamschrei beflügelte (oder besser bekuhte) uns vor der Prüfung. Diese gefiel uns allen viel besser als die erste. Vor allem die Kombinatorik-Aufgabe (bei der man mit Kieselsteinen um sich schmeissen konnte) wurde in Angriff genommen. Der Tag schaffte es, sich trotz des guten Anfangs noch zu steigern, denn am Nachmittag organisierten wir uns einen Volleyball und gingen beachen. Die anschliessende Abkühlung war auch nur für einige von uns zum Schreien kalt und so genossen wir noch den Rest des Tages, während Viviane und später auch Andreas sich ans Korrigieren machten.

14. April:
Während die Leader und Deputies unsere Punkte koordinierten, wurden wir
Teilnehmerinnen in Busse gesetzt und zu römischen Ruinen verfrachtet. Dort ange-
kommen, durften wir nach einer kurzen Einführung von Säule zu Säule hüpfen,
herumklettern und mit den Fotos schiessen. Mit ihnen ins Gespräch gekommen verging die Zeit sehr schnell bei der Weiterreise zum Kursunlu-Wasserfall, wo wir einen Schlemensch für Schlemensch und
ein rotes Schaf für unsere Deputy erstehen konnten. An der arabischen Kultur interes-
siert wollten wir unbedingt auch mal eine Abaya (schwarzer Mantel) und einen Niqab
(Gesichtsschleier) tragen. Zunächst getrauten wir uns nicht zu fragen, wir dachten, dass die Araberinnen vielleicht etwas dagegen hätten. Doch das pure Gegenteil war der Fall: Die Antwort „Of course“ kam mit viel Freude und Dankbarkeit – bisher hatte sie jeder gemieden oder bemitleidet.

Am Abend kam der grosse Moment. Verschleiert ging unser Team zu seinen Leadern und klopfte an der Tür. Die Deputy kam heraus: „Are you looking for someone?“ – „Yes...“ – „Who are you looking for?“ – „You!”. Nach einem Augenblick der Stille mussten wir alle lachen. Im gleichen Moment lief der Observer an uns vorbei, musterte uns, lief weiter, drehte sich nach fünf Metern wieder um und musste schliesslich ebenfalls lachen. Danach mussten wir uns schnell wieder von den Kleidern trennen, denn wir wurden von den Saudi-Araberinnen und ihren Vätern eingeladen, eine Chilbi in Antalya zu besuchen. Mit dem Bus ging es nach Antalya. Wir hatten viel Spass und lernten viel über Saudi-Arabien. Auf dem Handy des Prinzen konnten wir sogar die Resultate nachschlagen und uns über das super Resultat von Stefanie freuen. Natürlich haben wir auch ein wenig Arabisch gelernt, wie zum Beispiel „Ana bint“. Nach einer teuren Taxifahrt zurück (die Kosten wurden zum Glück vom Prinzen übernommen) genossen die einen noch die Disco und das Meer, andere sassen lieber in der Lobby und redeten bis in den nächsten Tag hinein.

15. April:
Den letzten Tag starteten drei von uns mit einem mitternächtlichen Bad im Meer, währenddessen die anderen schon selig in ihren Bettchen schliefen. Am Morgen wurden alle zu verschiedenen Zeiten wach. Während die einen schon hellwach ihre Zeit mit verschiedenen Spielen vertrieben, suchten die anderen verzweifelt den Rest der Gruppe, der sich bei den besagten Spielen versteckte.

Zur Mittagszeit fand das Schweizer Team wieder zusammen, um gemeinsam zu essen. Danach begannen die Vorbereitungen für die Closing Ceremony, wobei vorher noch eine essentielle Frage geklärt werden musste: sollen die Männer den Anzug mit oder ohne Sakko tragen?

Die Closing Ceremony wurde dann nach langen und kurzen Reden mit zwischenzeitlicher Medaillenübergabe beendet. Darauf folgte das zweite Fotoshooting der Woche, bei dem Stefanies Silbermedaille bewundert werden konnte. Viele Fotos wurden geschossen, darunter auch einige mit „wunderschöne Blüemli“. Zum Abschluss des letzten Abends stand ein Boat Trip auf dem Programm. Die Fahrt dorthin ging viel zu lang, sodass während der Fahrt einige von der Müdigkeit übermannt wurden und ein Nickerchen genossen. Das Boot setzte sich aus drei Stockwerken zusammen. Wir starteten mit einem Apéro zuoberst in der Lounge und genossen die Aussicht, die sich uns bot (wobei wir erwähnen müssen, dass Stefanies Geburtstag mit tatkräftiger Unterstützung der polnischen und französischen Delegation gefeiert wurde). Weiter ging es mit einem Abendessen im Restaurant, zu welchem wir die letzten Postkarten schrieben und eine Live-Band viel zu laut ihre Lieder vorspielte. Mit der Zeit wurde auch zu der Musik getanzt, wobei die Schweizer mit Discofox glänzten. Die Party verschob sich dann auch nach und nach in die Disco aufs obere Deck und endete mit „My Heart will go on“. Die Busfahrt zurück zum Hotel verschliefen die meisten, während andere sich über mathematische Themen unterhielten. Bei der Ankunft waren alle so müde, dass wir sogleich schlafen gingen.

16. April:
Im Gegensatz zu einigen anderen Teams, die bereits um 03:00 Richtung Flughafen aufbrechen mussten, verbrachten wir noch eine geruhsame letzte Nacht. Am Morgen deckten wir uns dann mit EGMO Flaggen ein und verabschiedeten uns herzlich von Büşra und vom saudischen Team. Am Flughafen Antalya erlebten wir ein zügiges Einchecken gespickt mit interessanten Fragen („Are all these girls your daughters?“) und verabschiedeten uns von Marco, unserem Observer, Protokollführer und Fotografen. Der Rückflug war ähnlich wie vor sechs Tagen: An Bord zu wenig Limonade für alle Passagiere und beim Transit im Flughafen Istanbul abenteuerliche Abkürzungen und unzählige Sicherheitskontrollen. Entschädigt wurden wir dafür durch einen selbstgebackenen Kuchen bei unserer Ankunft am Nachmittag in Zürich.